Dorf-im-Grünen


Direkt zum Seiteninhalt

Wissenswertes

An der neuen Kirche

Blick auf die Bleistraße mit der Kirchenmauer. Neue Kirche (St. Johann Baptist)

Am 18. Sept. 1910 wurde der Grundstein für die neue Kirche gelegt und am 30. Juli 1911 erfolgte die feierliche Einweihung.

Zur Linken liegt ihr gegenüber die Alte Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Somit hatte der Ort Niederberg fortan zwei Kirchen. Genutzt wird die alte Kirche nur noch zu kulturellen Zwecken.




Niederberg
(Aufsatz)

Die Gegend um Niederberg war bereits in römischer Zeit besiedelt. Römische Gräber, Grabbeigaben, auch Töpferöfen im Rotbachtal, in denen Tongeschirr für Militär und Zivilbevölkerung gebrannt wurde, belegen die römische Siedlung.

Über die folgenden Jahrhunderte mit vielen Veränderungen ist nichts bekannt. Sehr wahrscheinlich gehörte Niederberg zur Villikation Friesheim ((Höfeverband mit einem Haupthof, Fronhof genannt), die Graf Emundus um 830 der Kölner Kirche schenkte und die bei der Güterteilung zwischen dem Erzbischof und den Domkanonikern 866 an die Domkanoniker gefallen war. Wenige Jahre nach der Schenkung wurde in Niederberg eine Wassermühle gebaut. Im Jahre 2005 entdeckte man bei der Anlage des Hochwasserrückhaltebeckens im Rotbachtal bei Niederberg die Reste einer Getreidemühle aus karolingischer Zeit, die um 833 entstanden ist. Sie gilt als die älteste nachgewiesene Wassermühle im Rheinland.
Niederberg wird erstmals um 1193 als Berg oder Berghe bei Friesheim erwähnt.

Im Laufe der Jahrhunderte war der Besitz in Niederberg dem Domdekan zugefallen und entwickelte sich zu einer eigenen Grundherrschaft. Mittelpunkt der Grundherrschaft war der Fronhof, der von einem Villicus oder Schultheißen verwaltet wurde. Die heutige Burg Niederberg ist ein Nachfolgebau des früheren Fronhofes, zu dem auch eine Kirche gehörte, die Pfarrkirche wurde, und eine spätere Mühle in der Nähe der Burg, die Dreikönigenmühle. Sie wird 1407 erstmals genannt. In der Säkularisation (Enteignung und Verkauf kirchlicher Güter unter Napoleon) wurde sie als geistlicher Besitz beschlagnahmt und verkauft. Heute ist das alte Mühlenhaus abgerissen und die Hofgebäude sind zu einer Wohnanlage umgebaut worden.
Da das Domkapitel als geistliche Institution keine Todesurteile fällen durfte, setzte es Vögte ein, zu deren Aufgaben der Schutz der Menschen und die Rechtsprechung gehörten. In Niederberg war der Graf, später der Herzog von Jülich Vogt. Bei der Einteilung der jülichschen Ämter kam Niederberg daher zum Amte Nideggen. Vergebens versuchte der Kölner Kurfürst nach dem Tode des Herzogs von Jülich-Kleve-Berg 1609, die Vogtei als heimgefallenes Lehen zu erklären und Niederberg ins Amt Lechenich zu ziehen.





Das Amt Nideggen mit Niederberg blieb beim Herzogtum Jülich-Berg. Das Niederberger Gericht war besetzt mit dem Vogt (Untervogt) des Grafen von Jülich, mit Schultheiß und sieben Schöffen, die vom Domdekan angestellt wurden. Das Gericht hatte das Recht, Todesurteile auszusprechen. Verbrecher wurden in Nideggen vernommen, in Niederberg verurteilt. Bei Todesurteilen musste der Domdekan den Galgen stellen, der Herzog von Jülich den Scharfrichter bezahlen.
In der Zeit der französischen Herrschaft wurde bei der Neuordnung der Gerichte 1798 das Niederberger Gericht aufgehoben und die kleinen Rechtsfälle dem Friedensgericht in Lechenich zugewiesen. Für Kriminalfälle war das Gericht in Bonn zuständig. Als 1800 Verwaltungsbezirke nach französischem Vorbild geschaffen wurden, bildeten die Gemeinde Niederberg mit Borr und Friesheim eine Mairie. Sie blieb in preußischer Zeit als Bürgermeisterei, dann als Amt weiter bestehen bis zur kommunalen Verwaltungsreform und der Bildung der Stadt Erftstadt 1969.
Im 19. Jahrhundert wurde durch den Ausbau der Kommunalstraße von Lommersum über Friesheim nach Lechenich ein Anschluss an die Bezirksstraße geschaffen. Auch der Feldweg nach Borr wurde als Straße ausgebaut. Die Rodung des Niederberger Busches begann. Große Teile wurden von dem Kölner Bürger Guffanti erworben, der dort 1863 den Gertrudenhof erbauen ließ. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde Niederberg an das elektrische Stromnetz angeschlossen. Um diese Zeit wurde auch eine Wasserleitung gelegt.

Niederberg hat heute zwei Kirchen: St. Johann Enthauptung wurde im 11. Jahrhundert als einfache Saalkirche erbaut. Im Innern finden sich im Chor spätgotische Malereien der Kölner Malerschule. Die neue Kirche St. Johannes der Täufer wurde 1910-1913 nach Plänen des Dombaumeisters Bernhard Hertl als neugotische Saalkirche erbaut. Das Geld zum Bau der Kirche hatte Guffanti der Kirchengemeinde testamentarisch vermacht.
1926 veräußerte die Pfarrgemeinde ein Tüchlein mit einem Krippenbild aus der Lochnerschule an das Kölner Diözesanmuseum.






Nach der Einführung der allgemeinen Schulpflicht besuchten die Niederberger Kinder die Schule in Borr, bis Niederberg 1859 eine eigene Schule erhielt. 1868 wurde ein Schulgebäude gebaut, das später durch einen Anbau erweitert wurde. Nach der Schulreform von 1968 wurde die Schule geschlossen. Das alte Schulgebäude wird heute als Dorfgemeinschaftshaus genutzt, im Anbau befindet ein privat betriebenes Kino. Es ist das einzige Kino Erftstadts.
Wie vor dem Ende Kurkölns, so waren auch im 19. Jahrhundert und 20. Jahrhundert bis nach dem Zweiten Weltkrieg die Einwohner Niederbergs fast alle Kleinbauern.
Die Berufe haben sich in den folgenden Jahrzehnten verändert. Die kleinbäuerlichen Familien, die sich von der Landwirtschaft ernährten, gehen heute einen anderen Broterwerb nach. Sie arbeiten überwiegend außerhalb des Ortes.
In den letzten Jahrzehnten wurde in Niederberg Bauland ausgewiesen. Am Rande des alten Ortes entstanden neue Wohnhäuser. Hatte Niederberg um 1800 etwa 190 Einwohner, so sind es heute 617 (Stand 31.12.2006).
Die wenigen Läden und Gaststätten im Dorf sind geschlossen. Die Einwohner sind zum Einkaufen auf die Nachbarorte angewiesen. Durch Busse ist Niederberg in den überörtlichen Verkehr eingebunden.

(Gekürzte Fassung der Ortsgeschichte „Niederberg“ von Hanna Stommel/Dieter Hoffsümmer in: Denkmäler in Erftstadt von Frank Bartsch, Dieter Hoffsümmer, Hanna Stommel. Aktualisiert 2007)


Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü